Wo kommt die Kryptopyrrolurie her ?

Welche Ursachen werden für diese Stoffwechselstörung derzeit diskutiert ?


Artikel aus dem Darmstädter Echo Juli 2014

Erworbene und vererbte Form

 

Die Pyrrolurie galt bis vor kurzem als generell genetisch bedingt und familiär gehäuft auftretend. Nach Kamsteeg entsteht Kryptopyrrol als Abfallprodukt des Hämstoffwechsels durch einen "geringen Erbfehler" zweier an der Hämsynthese beteiligter Enzyme (Uroporphyrinogen-III-Cosynthase, Uroporphyrinogen-Decarboxylase), der zu einer vermehrten Entstehung von Coproporphyrinogen I führt.

 

Er erwähnt jedoch auch eine erworbene Form von KPU bei akuter Vergiftung durch Schwermetalle (Blei, Quecksilber).

Neuere Forschungen Kuklinkskis ergaben einen positiven Zusammenhang zwischen pathologisch erhöhten Pyrrolwerten, einer gestörten Mitochondrienfunktion und daraus resultierenden nitrosativen Stress durch gesteigerte Stickoxid (NO)-Bildung im Organismus.

Den beobachteten Zusammenhang erklärt Kuklinski durch die Hemmung eisenhaltiger Enzyme des Körpers, die besonders empfindlich auf erhöhte NO-Konzentrationen reagieren. Zu ihnen zählen u.a. Mitochondrienenzyme und das Leberenzym 7-Alpha-Hydroxylase, dessen Hemmung die Gallensäurebildung aus Cholesterin stört und zum vermehrten Auftreten unreifer Pyrrolringe im Urin führt.

Einmal erworben, kann diese Form der Mitochondropathie nach den bekannten Regeln weitervererbt werden.

 

Äußere Einflussfaktoren verstärken die Stoffwechselstörung

 

Einige äußere Einflussfaktoren können eine latente Pyrrolurie akut werden lassen bzw. zur Verstärkung oder dem gehäuften Auftreten der Symptome führen. Dabei spielt u.a. die Beeinträchtigung des Cytochrom-P450 Enzymsystems eine Rolle, das für die Entgiftungsfunktion der Leber eine entscheidende Bedeutung hat.

Faktoren:

  • Stress jeder Art, auch physischer, z.B. durch Infektionen, Verletzungen, Operationen, Sonnenlicht
  • Medikamenteneinnahme und andere Chemikalienbelastungen wie Antibabypille, Hormonersatztherapien, Psychopharmaka, Wohnraumgifte, Nahrungszusatzstoffe, Schwermetalle  - Kamsteeg rät allgemein zur Vorsicht mit porphyrinogenen Medikamenten sowie mit zusätzlichen Kupferbelastungen (z.B. aus der Spirale)
  • Alkohol, Drogen
  • Fehlernährung (z.B. bei Unverträglichkeiten), die zu Dysfunktionen des Darmes und Dysbakterie führt. So entstehen im Darm schädliche Substanzen die sich u.a. negativ auf das Immunsystem auswirken. 


Schwermetalle und KPU

 

KPU und beispielsweise Amalgambelastung verstärken sich gegenseitig und es gibt in der Personengruppe der besonders Amalgamgeschädigten überdurchschnittlich viele KPU-Störungen und umgekehrt. Dies hängt mit der eingeschränkten Entgiftungsfähigkeit und dem Zinkmangel des an KPU Erkrankten zusammen, der dazu führt, dass sich das Quecksilber leicht im Körper festsetzen kann (Zink ist ein Antagonist von Quecksilber). Eine Quecksilbervergiftung wiederum erzeugt Stress und verstärkt bestehende Vitamin- und Mineralstoffmängel. Eine Abklärung und gegebenenfalls eine parallele Behandlung der Stoffwechselstörung und Schwermetallbelastung sind daher empfehlenswert.